9. HIRNFORSCHUNG - Das weibliche Gehirn ist nicht besser vernetzt
Richtigstellung falscher Meinungstrends im Gender-Zeitalter
Kapitelübersicht:
1. FRAUENFEINDLICH - MÄNNERFEINDLICH
2. SCHMERZFORSCHUNG - Meinungstrend empfindliche Männer widerlegt
3. MÄNNERGRIPPE - Meinungstrend wehleidige Männer widerlegt
4. MULTITASKING - Meinungstrend männliche Multitasking-Krüppel widerlegt
5. INTUITION - Männer schneiden im Test besser ab
6. Y-CHROMOSOM - Das Y-Chromosom ist nicht einfach nur ein verkümmertes X-Chromosom
7. LEBENSERWARTUNG - Geschlechter haben biologisch eine gleich hohe Lebenserwartung
8. SUIZIDALITÄT - Männer sind nicht labiler als Frauen
9. HIRNFORSCHUNG - Das weibliche Gehirn ist nicht besser vernetzt
10. HERZINFARKT - Der Herzinfarkt ist keine typische Männerkrankheit
VERSCHIEDENES
HIRNFORSCHUNG - Das weibliche Gehirn ist nicht besser vernetzt
Kurz zusammengefasst:
Eine Geschlechtszuordnung von männlichen und weiblichen Gehirnen ist nicht möglich.
Das weibliche Gehirn ist nicht besser vernetzt als das männliche. Das Netzwerk muss lediglich aufgrund der meist geringeren Größe des weiblichen Gehirns enger zusammenrücken.
Verlinkte Quellen am Ende des Kapitels
Das Vorurteil der besseren Vernetzung weiblicher Gehirne
Die weit verbreitete These, das weibliche Gehirn sei besser vernetzt als das männliche, wurde durch eine Studie der kanadischen Neurowissenschaftlerin Sandra Witelson Mitte der 90er Jahre in die Welt gesetzt. Diese These wurde mit großer Freude als Sensationsmeldung von den Medien aufgegriffen und geht noch heute um.
Bei Männern und Frauen mit kleinen Köpfen rückt das Netzwerk aufgrund von Platzmangel enger zusammen
Neuere Untersuchungen an der Universität Zürich zeigen, dass die Vernetzungsdichte nicht primär vom Geschlecht abhängig ist, sondern von der Größe des Gehirns, was wiederum von der Größe des Kopfes bestimmt wird. Das neuronale Netzwerk rückt bei Menschen mit kleinen Köpfen enger zusammen, da weniger Hirnvolumen vorhanden ist. Dadurch wirkt es lediglich dichter bzw. dicker.
Nun haben Männer in der Regel größere Gehirne (etwa 1,4 Liter) als Frauen (etwa 1,2 Liter), aber es gibt auch Ausnahmen - so haben Männer mit kleinen Köpfen ein vermeintlich dichteres neuronales Netzwerk als Frauen mit großen Köpfen. Bei gleich großen Gehirnen von Männern und Frauen konnte kein Unterschied in der Vernetzung festgestellt werden.
Die gleichzeitige und die unabhängige Nutzung der Hirnhälften ist nicht geschlechtsspezifisch
Der Hirnforscher James Ringo erklärte bereits, dass große Gehirne wegen der größeren Distanz zwischen den Hirnhälften längere Verbindungen aufbauen müssten als kleinere. Weil längere Leitungen aber weniger effizient sind, verbinden sich größere Gehirne regional, also innerhalb einer Hirnhälfte. Das führt dazu, dass die beiden Hirnhälften in großen Gehirnen unabhängiger voneinander arbeiten als in kleinen Gehirnen - unabhängig vom Geschlecht.
Das Gehirn lässt sich anatomisch nicht in männlich oder weiblich unterscheiden
In einer groß angelegten Studie haben Israelische Forscher weibliche und männliche Gehirne auf anatomische Unterschiede untersucht. Eine zweifelsfreie Geschlechtszuordnung war nicht möglich. Die Gehirne sind im Gegenteil dazu geschlechtlich heterogen (uneinheitlich) ausgeprägt.