9. HIRNFORSCHUNG - Das weibliche Gehirn ist nicht besser vernetzt

 

Richtigstellung falscher Meinungstrends im Gender-Zeitalter



HIRNFORSCHUNG - Das weibliche Gehirn ist nicht besser vernetzt


Kurz zusammengefasst:

Eine Geschlechtszuordnung von männlichen und weiblichen Gehirnen ist nicht möglich.

Das weibliche Gehirn ist nicht besser vernetzt als das männliche. Das Netzwerk muss lediglich aufgrund der meist geringeren Größe des weiblichen Gehirns enger zusammenrücken.

 Verlinkte Quellen am Ende des Kapitels

Das Vorurteil der besseren Vernetzung weiblicher Gehirne

Die weit verbreitete These, das weibliche Gehirn sei besser vernetzt als das männliche, wurde durch eine Studie der kanadischen Neurowissenschaftlerin Sandra Witelson Mitte der 90er Jahre in die Welt gesetzt. Diese These wurde mit großer Freude als Sensationsmeldung von den Medien aufgegriffen und geht noch heute um. 

Bei Männern und Frauen mit kleinen Köpfen rückt das Netzwerk aufgrund von Platzmangel enger zusammen

Neuere Untersuchungen an der Universität Zürich zeigen, dass die Vernetzungsdichte nicht primär vom Geschlecht abhängig ist, sondern von der Größe des Gehirns, was wiederum von der Größe des Kopfes bestimmt wird. Das neuronale Netzwerk rückt bei Menschen mit kleinen Köpfen enger zusammen, da weniger Hirnvolumen vorhanden ist. Dadurch wirkt es lediglich dichter bzw. dicker. 

Nun haben Männer in der Regel größere Gehirne (etwa 1,4 Liter) als Frauen (etwa 1,2 Liter), aber es gibt auch Ausnahmen - so haben Männer mit kleinen Köpfen ein vermeintlich dichteres neuronales Netzwerk als Frauen mit großen Köpfen. Bei gleich großen Gehirnen von Männern und Frauen konnte kein Unterschied in der Vernetzung festgestellt werden. 

Die gleichzeitige und die unabhängige Nutzung der Hirnhälften ist nicht geschlechtsspezifisch

Der Hirnforscher James Ringo erklärte bereits, dass große Gehirne wegen der größeren Distanz zwischen den Hirnhälften längere Verbindungen aufbauen müssten als kleinere. Weil längere Leitungen aber weniger effizient sind, verbinden sich größere Gehirne regional, also innerhalb einer Hirnhälfte. Das führt dazu, dass die beiden Hirnhälften in großen Gehirnen unabhängiger voneinander arbeiten als in kleinen Gehirnen - unabhängig vom Geschlecht. 

Das Gehirn lässt sich anatomisch nicht in männlich oder weiblich unterscheiden

In einer groß angelegten Studie haben Israelische Forscher weibliche und männliche Gehirne auf anatomische Unterschiede untersucht. Eine zweifelsfreie Geschlechtszuordnung war nicht möglich. Die Gehirne sind im Gegenteil dazu geschlechtlich heterogen (uneinheitlich) ausgeprägt.



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Hinweis:

Es ist möglich, dass sich einige Menschen von den hier aufgeführten Fakten nicht überzeugen lassen wollen. Hat ein Mensch einmal eine vorgefasste Meinung, will er oftmals darauf beharren, selbst wenn er überzeugende Gegenargumente wie zum Beispiel objektive Studien erfährt. Wenn jemand aus vermeintlich eigener Erfahrung (oder weil er es oft genug gelesen oder gehört hat) glaubt, dass "magische Steine" Krankheiten heilen können, lässt er sich auch nicht durch wissenschaftliche Gegenbeweise davon abbringen.

Ein gutes Beispiel dafür ist die Krankenschwester (oder Arzt/Ärztin), die 100 Blutentnahmen machen kann, bei denen die Männer keinen Piep von sich geben. Sagt aber nur einer "autsch", schimpft sie reflexartig über die Wehleidigkeit der Männer, so, wie sie es durch gewisse Meinungstrends (Male Bashing) gelernt hat. Das Prinzip wehleidiger Mann prägt sich dadurch in ihrem Gedächtnis ein und wird so zu einer Überzeugung, die, so glaubt sie, durch vermeintlich eigene Erfahrung entstanden ist (Wahrnehmungsfehler durch Stereotype). In der Psychologie spricht man in solchen Fällen von einem Beurteilungsfehler dessen Entstehung auch durch gewisse populäre Meinungstrends begünstigt wird, die oft durch die Medien (Male Bashing) in die Köpfe getragen werden. Frauen, die "autsch" sagen, toleriert die Krankenschwester hingegen einfach. Frauen, die keine Miene verziehen, sind ihr zusätzlich jedes Mal eine Bestätigung, dass Frauen unempfindlicher sind als Männer. Das Ganze spielt sich wie so vieles unbewusst ab.

Tatsächlich zeigen Studien, dass Frauen häufiger als Männer unter Spritzenangst leiden (Injektionen, Blutentnahmen etc.) und auch schneller "autsch" sagen (siehe Ergebnisse der Schmerzforschung im Kapitel Schmerzforschung). Auch unter Blutphobie (Übelkeit bis Ohnmacht beim Anblick von Blut) leiden Frauen häufiger sowie allgemein häufiger unter Angststörungen. Allerdings werden Angst- und Schmerzäußerungen der Männer stärker bewertet und wahrgenommen, weil wir dem weniger Toleranz entgegenbringen.