4. MULTITASKING - Meinungstrend männliche Multitasking-Krüppel widerlegt
Richtigstellung falscher Meinungstrends im Gender-Zeitalter
Kapitelübersicht:
1. FRAUENFEINDLICH - MÄNNERFEINDLICH
2. SCHMERZFORSCHUNG - Meinungstrend empfindliche Männer widerlegt
3. MÄNNERGRIPPE - Meinungstrend wehleidige Männer widerlegt
4. MULTITASKING - Meinungstrend männliche Multitasking-Krüppel widerlegt
5. INTUITION - Männer schneiden im Test besser ab
6. Y-CHROMOSOM - Das Y-Chromosom ist nicht einfach nur ein verkümmertes X-Chromosom
7. LEBENSERWARTUNG - Geschlechter haben biologisch eine gleich hohe Lebenserwartung
8. SUIZIDALITÄT - Männer sind nicht labiler als Frauen
9. HIRNFORSCHUNG - Das weibliche Gehirn ist nicht besser vernetzt
10. HERZINFARKT - Der Herzinfarkt ist keine typische Männerkrankheit
VERSCHIEDENES
MULTITASKING - Meinungstrend männliche Multitasking-Krüppel widerlegt
Im Gender-Zeitalter wurde der neumodische Meinungstrend in die Welt gesetzt, Frauen seien für das Multitasking geschaffen, Männer hingegen versagen kläglich. Dadurch entsteht bei vielen Menschen ein verdrehtes Weltbild, was sich deutlich auf die Alltagswahrnehmung auswirkt.
Wissenschaftliche Studien bzw. Experimente belegen mittlerweile eindeutig, dass Frauen nicht besser im Multitasking sind, als Männer.
Kurz zusammengefasst:
Wissenschaftliche Studien belegen, Multitasking-Begabung ist keine Frage des Geschlechts. Frauen sind im Multitasking nicht besser als Männer.
Multitasking kostet uns bis zu 40% unserer produktiven Zeit. Wir erledigen die Dinge schneller und effektiver, wenn wir sie konzentriert nacheinander abarbeiten.
Ständige Multitasker sind oft besonders schlecht im Multitasking. Wer ständig Multitasking macht, tut das nämlich nicht, weil er besonders gut darin ist, sondern weil er sich schlecht auf eine Sache konzentrieren kann und einfach abzulenken ist. Menschen mit einer überdurchschnittlich guten Veranlagung zum Multitasking tun dies am wenigsten sondern neigen eher dazu sich nur auf eine Sache zu konzentrieren, weil sie auch das am besten können.
Verlinkte Quellen am Ende des Kapitels
Aktuelle Studienlage:
Es ist ein neumodischer Meinungstrend, dass Frauen großartige Multitasking Talente sind, während Männer schon mit zwei Sachen gleichzeitig überfordert sind. Gerne wird sich diesbezüglich über Männer lustig gemacht, sodass dieser Mythos Grundlage ist, für zahlreiche Witze auf Kosten der Männer, die diesen Irrglauben nachhaltig in den Köpfen zementieren.
Die Folge ist, dass auch im richtigen Leben Multitasking-Situationen von Frauen und Männern vollkommen falsch eingeschätzt werden und es zu erheblichen Wahrnehmungsfehlern bezüglich der Multitaskingfähigkeit der Geschlechter kommt.
Mittlerweile gilt der Meinungstrend von der Multitasking-Überlegenheit des weiblichen Geschlechts als überholt. Studien bzw. Experimente belegen, dass sich Frauen und Männer gleichermaßen mit Multitasking schwer tun und sich auch gleichermaßen unter Multitasking Bedingungen gestresst fühlen. Dabei gibt es Menschen, die mit Multitasking besser zurecht kommen als andere, dies jedoch unabhängig vom Geschlecht.
Multitasking Experimente: Frauen sind nicht besser
Psychologen um Patricia Hirsch von der RWTH Aachen hatten 48 Frauen und Männern Aufgaben mit Zahlen und Buchstaben gegeben. Mussten sie zwei Sachen gleichzeitig tun, arbeiteten sowohl die Frauen als auch die Männer langsamer und machten mehr Fehler. Es gab keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern.
Einer weiteren Studie zufolge, mussten die Probanden während einer Fahrt im Fahrsimulator Texte korrigieren ohne einen Unfall zu bauen. Das fiel den Frauen ebenso schwer, wie den Männern. (Psychologie Heute)
Auch andere Studien zeigen, dass Männer und Frauen unterschiedlichen Alters gleich schlecht abschneiden, wenn sie beim Autofahren eine Telefonnummer in ein Handy eintippen, ein Papiertaschentuch aus der Packung oder abgezähltes Geld aus dem Portemonnaie holen oder eine Wegbeschreibung vorlesen sollen, so das deutsche Institut für Arbeit und Gesundheit. Studien aus Utah und Stanford kamen zu ähnlichen Ergebnissen.
In einer Untersuchung mussten Probanden auf einem Bildschirm erscheinende Buchstaben als Vokale oder Konsonanten identifizieren. Eine zweite Aufgabe bestand darin, Zahlen als gerade oder ungerade zu bestimmen. Bei einigen Tests mussten die Probenden zwei Aufgaben gleichzeitig erledigen, bei anderen schnell von einer auf die andere Aufgabe umschalten. Die Frauen schnitten dabei nicht besser ab, als die Männer.
In weiteren, älteren aber ungenaueren Studien, hatten mal die Frauen, mal die Männer die Nase vorn, meist gab es aber keine Unterschiede.
Zeitfresser Multitasking
Wenn wir von Multitasking reden, meistern wir die Dinge in der Regel nicht gleichzeitig, sondern unser Gehirn springt von Aufgabe zu Aufgabe hin und her. Das kostet unterm Strich mehr Zeit, als wenn wir die Dinge nacheinander abarbeiten würden. Laut Dr. David Meyer kostet es uns 40 Prozent unserer produktiven Zeit, wenn wir versuchen, die Dinge gleichzeitig zu tun. Nach einer Studie der University of London hat Multitasking am Arbeitsplatz die gleichen Auswirkungen, als würden wir Marihuana rauchen oder eine Nacht nicht schlafen.
Multitasking bei gewohnten Tätigkeiten
Es ist nur logisch, dass Menschen, die in ihrem gewohnten Umfeld gewohnten Tätigkeiten nachgehen besser zwischen den Aufgaben hin und her switchen können, als in einem ungewohnten Umfeld mit ungewohnten Tätigkeiten. Hilft ein Mann seiner Frau nur gelegentlich in der Küche aus, muss er sich stärker auf die ungewohnten Tätigkeiten konzentrieren, da er die Routine nicht hat. Es ist gut möglich, dass dort der Mythos, Frauen seien Multitasking begabter als Männer, seinen Ursprung hat. Ist ein Mann in der Küche ebenso routiniert wie die Frau, kann er genauso mit mehreren Pfannen hantieren und nebenbei andere Tätigkeiten ausüben.
Das gilt auch umgekehrt: Ist eine Frau in einer Tätigkeit nicht so routiniert, wie ein Mann, schneidet sie hier in Multitaskingsituationen schlechter ab.
Natürlich kann der Mensch bis zu einem gewissen Grad mehrere eher einfache Dinge zur selben Zeit parallel erledigen. Beispielsweise muss man zum Autofahren multitaskingfähig sein, da man gleichzeitig auf die Straße achten, Verkehrszeichen beachten, die Geschwindigkeit kontrollieren und auf andere Fahrzeuge reagieren muss. Auch das Bedienen von Schaltern, das Einhalten der Fahrspur und das Beobachten des Rückspiegels erfordern Aufmerksamkeit. Dies Form des Multitaskings wird auch in Berufen wie Pilot oder Koch gefordert. Was diese Art von Multitasking Begabung betrifft, gibt es immer solche und solche Menschen - aber das ist vollkommen unabhängig vom Geschlecht.
Männer grenzen sich besser ab
Möglicherweise kommt das Gerücht vom schlechten Multitasking der Männer auch daher, dass Männer sich in der Regel besser abgrenzen können. Sie sind oftmals eher als Frauen zu typisch männlichen Verhaltensweisen erzogen worden und daher auch dazu, schneller "Nein" zu sagen. Sie bringen daher ihre Sache erst einmal zu Ende, bevor sie auf die Forderung eingehen, noch schnell dies und das zwischendurch zu erledigen.
Multitasking stresst Frauen
Frauen hingegen versuchen aufgrund ihrer Erziehung und dem gefährlichen Mythos, Frauen seien besonders gute Multitasker, häufiger viele Dinge parallel zu erledigen - wodurch sich diese Frauen dann auch deutlich gestresst fühlen, was langfristig krank machen kann.
Ständige Multitasker können sich schlecht konzentrieren
Die Studienlage zeigt, dass ausgerechnet ständige Multitasker oft besonders schlecht im Multitasking sind. Wer ständig Multitasking macht, tut das nämlich nicht, weil er besonders gut darin ist, sondern weil er sich schlecht auf eine Sache konzentrieren kann und einfach abzulenken ist. Menschen mit einer überdurchschnittlich guten Veranlagung zum Multitasking tun dies am wenigsten sondern neigen eher dazu sich nur auf eine Sache zu konzentrieren, weil sie auch das am besten können.
Sprachliches Denken - räumliches Denken
Es gibt eine Untersuchung, die gerne so ausgelegt wird, das immerhin jüngere Frauen etwas besser im Multitasking sind als Männer. Man ließ Probandinnen und Probanden auf einem Laufband laufen und stellte ihnen dabei Aufgaben, die das Sprachzentrum in Anspruch nehmen. Dabei zeigte sich, dass die Pendelbewegungen der Arme sowohl bei den Männern als auch bei nicht mehr so jungen Frauen unsymmetrisch wurden, bei den jungen Frauen jedoch nicht.
Im Gegenzug kommen Männer nachweislich besser mit Tätigkeiten zurecht, bei denen es um räumliches Denken geht. Die Untersuchung beweist also nicht, dass jüngere Frauen grundsätzlich einen leichten Vorteil beim Multitasking haben, sondern, dass der Mensch an sich (egal welchen Geschlechts) multitaskingfähiger ist, wenn er eine Sache bereits gut kann (wie bereits weiter oben am Beispiel der heimischen Küche beschrieben).