4. MULTITASKING - Meinungstrend männliche Multitasking-Krüppel widerlegt

 


 MULTITASKING - Meinungstrend männliche Multitasking-Krüppel widerlegt

Im Gender-Zeitalter wurde der neumodische Meinungstrend in die Welt gesetzt, Frauen seien für das Multitasking geschaffen, Männer hingegen versagen kläglich. Dadurch entsteht bei vielen Menschen ein verdrehtes Weltbild, was sich deutlich auf die Alltagswahrnehmung auswirkt. 

Wissenschaftliche Studien bzw. Experimente belegen mittlerweile eindeutig, dass Frauen nicht besser im Multitasking sind, als Männer.

Kurz zusammengefasst:

Wissenschaftliche Studien belegen, Multitasking-Begabung ist keine Frage des Geschlechts. Frauen sind im Multitasking nicht besser als Männer.

Frauen und Männer fühlen sich unter Multitasking Bedingungen gleichermaßen gestresst.

Multitasking kostet uns bis zu 40% unserer produktiven Zeit. Wir erledigen die Dinge schneller und effektiver, wenn wir sie konzentriert nacheinander abarbeiten.

Ständige Multitasker sind oft besonders schlecht im Multitasking. Wer ständig Multitasking macht, tut das nämlich nicht, weil er besonders gut darin ist, sondern weil er sich schlecht auf eine Sache konzentrieren kann und einfach abzulenken ist. Menschen mit einer überdurchschnittlich guten Veranlagung zum Multitasking tun dies am wenigsten sondern neigen eher dazu sich nur auf eine Sache zu konzentrieren, weil sie auch das am besten können. 

Verlinkte Quellen am Ende des Kapitels





Aktuelle Studienlage:


Erläuterung zu Multitasking

Ein gewisses Maß an Multitasking ist grundsätzlich möglich und manchmal auch notwendig und sinnvoll. Jeder Mensch ist bis zu einem gewissen Grad multitaskingfähig, wenn es sich dabei um einfache oder routinierte Tätigkeiten handelt.

Beispielsweise muss man zum Autofahren multitaskingfähig sein. Autofahren ist zwar im Grunde eine einzelne Tätigkeit, aber es handelt sich dabei um eine ziemlich komplexe Tätigkeit, die aus etlichen parallel verlaufenden einfachen Tätigkeiten besteht. Man muss gleichzeitig auf die Straße achten, Verkehrszeichen beachten, die Geschwindigkeit kontrollieren und auf andere Fahrzeuge reagieren. Auch das Bedienen von Schaltern, das Einhalten der Fahrspur und das Beobachten des Rückspiegels erfordern Aufmerksamkeit. Ohne die Fähigkeit zum Multitasking wäre Autofahren nicht möglich. Je mehr Routine wir im Autofahren haben, umso leichter fällt es uns, die notwendigen Handlungen parallel zueinander durchzuführen.

Wenn wir von Multitasking reden, meinen wir in der Regel die gleichzeitige Durchführung unterschiedlicher komplexer Tätigkeiten, beispielsweise gleichzeitig eine Email schreiben und ein Telefonat führen. Das ist mit entsprechender Routine bedingt möglich, jedoch ist es neurologisch betrachtet kein Multitasking im Sinne von Gleichzeitigkeit, sondern das Gehirn springt lediglich von einer Tätigkeit zur anderen und wieder zurück. Die beiden Tätigkeiten, die wir gleichzeitig durchführen möchten, werden also in einzelne Stücke zerlegt und Stück für Stück in gegenseitigem Wechsel nacheinander abgearbeitet. Durch dieses Hin- und Herspringen arbeiten wir nicht schneller und effektiver sondern fehlerhafter und bis zu 40% langsamer als wenn wir die Dinge hintereinander erledigen. 

Ein längst überholter Meinungstrend

Es ist ein neumodischer Meinungstrend, dass Frauen großartige Multitasking Talente sind, während Männer schon mit zwei Sachen gleichzeitig überfordert sind. Gerne wird sich diesbezüglich über Männer lustig gemacht, sodass dieser Mythos Grundlage ist, für zahlreiche Witze auf Kosten der Männer, die diesen Irrglauben nachhaltig in den Köpfen zementieren.

Die Folge ist, dass auch im richtigen Leben Multitasking-Situationen von Frauen und Männern vollkommen falsch eingeschätzt werden und es zu erheblichen Wahrnehmungsfehlern bezüglich der Multitaskingfähigkeit der Geschlechter kommt. 

Mittlerweile gilt der Meinungstrend von der Multitasking-Überlegenheit des weiblichen Geschlechts als überholt. Studien bzw. Experimente belegen, dass sich Frauen und Männer gleichermaßen mit Multitasking schwer tun und sich auch gleichermaßen unter Multitasking Bedingungen gestresst fühlen. Dabei gibt es Menschen, die mit Multitasking besser zurecht kommen als andere, dies jedoch unabhängig vom Geschlecht. 



Multitasking Experimente: Frauen sind nicht besser

Psychologen um Patricia Hirsch von der RWTH Aachen hatten 48 Frauen und Männern Aufgaben mit Zahlen und Buchstaben gegeben. Mussten sie zwei Sachen gleichzeitig tun, arbeiteten sowohl die Frauen als auch die Männer langsamer und machten mehr Fehler. Es gab keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern. 



Einer weiteren Studie zufolge, mussten die Probanden während einer Fahrt im Fahrsimulator Texte korrigieren ohne einen Unfall zu bauen. Das fiel den Frauen ebenso schwer, wie den Männern. (Psychologie Heute) 

Auch andere Studien zeigen, dass Männer und Frauen unterschiedlichen Alters gleich schlecht abschneiden, wenn sie beim Autofahren eine Telefonnummer in ein Handy eintippen, ein Papiertaschentuch aus der Packung oder abgezähltes Geld aus dem Portemonnaie holen oder eine Wegbeschreibung vorlesen sollen, so das deutsche Institut für Arbeit und Gesundheit. Studien aus Utah und Stanford kamen zu ähnlichen Ergebnissen. 

In einer Untersuchung mussten Probanden auf einem Bildschirm erscheinende Buchstaben als Vokale oder Konsonanten identifizieren. Eine zweite Aufgabe bestand darin, Zahlen als gerade oder ungerade zu bestimmen. Bei einigen Tests mussten die Probenden zwei Aufgaben gleichzeitig erledigen, bei anderen schnell von einer auf die andere Aufgabe umschalten. Die Frauen schnitten dabei nicht besser ab, als die Männer. 

In weiteren, älteren aber ungenaueren Studien, hatten mal die Frauen, mal die Männer die Nase vorn, meist gab es aber keine Unterschiede.



Zeitfresser Multitasking

Wenn wir von Multitasking reden, meistern wir die Dinge in der Regel nicht gleichzeitig, sondern unser Gehirn springt von Aufgabe zu Aufgabe hin und her. Das kostet unterm Strich mehr Zeit, als wenn wir die Dinge nacheinander abarbeiten würden. Laut Dr. David Meyer kostet es uns 40 Prozent unserer produktiven Zeit, wenn wir versuchen, die Dinge gleichzeitig zu tun. Nach einer Studie der University of London hat Multitasking am Arbeitsplatz die gleichen Auswirkungen, als würden wir Marihuana rauchen oder eine Nacht nicht schlafen. 

Multitasking bei gewohnten Tätigkeiten

Es ist nur logisch, dass Menschen, die in ihrem gewohnten Umfeld gewohnten Tätigkeiten nachgehen besser zwischen den Aufgaben hin und her switchen können, als in einem ungewohnten Umfeld mit ungewohnten Tätigkeiten. Hilft ein Mann seiner Frau nur gelegentlich in der Küche aus, muss er sich stärker auf die ungewohnten Tätigkeiten konzentrieren, da er die Routine nicht hat. 

Es ist gut möglich, dass der Mythos, Frauen seien Multitasking begabter als Männer, seinen Ursprung bei Haushaltstätigkeiten hat. Schließlich kommt es häufiger vor, dass ein Mann etwas in der Küche erledigt und dabei nicht so routiniert ist wie seine Frau, als dass eine Frau sich an den Arbeitsplatz ihres Mannes begibt und dort vor seien Augen Tätigkeiten durchführt, in denen sie keine Routine hat. Wenn sich eine Frau, deren Mann Pilot ist, sich zu ihm ins Cockpit setzt, um auch mal eine Runde zu fliegen, fällt ihr das verständlicher Weise schwerer, als ihrem Mann, der darin Routine hat, und die Multitasking Anforderungen im Cockpit mit Leichtigkeit meistert.

Ist ein Mann in der Küche und im Haushalt ebenso routiniert wie seine Frau, kann er genauso mit mehreren Pfannen hantieren und nebenbei andere Tätigkeiten ausüben. 


Männer grenzen sich besser ab

Möglicherweise kommt das Gerücht vom schlechten Multitasking der Männer auch daher, dass Männer sich in der Regel besser abgrenzen können. Sie sind oftmals eher als Frauen zu typisch männlichen Verhaltensweisen erzogen worden und neigen aus diesem Grund schneller dazu "Nein" zu sagen. Sie bringen daher ihre Sache erst einmal zu Ende, bevor sie auf die Forderung eingehen, noch schnell dies und das zwischendurch zu erledigen. 

Multitasking stresst Frauen

Frauen hingegen versuchen aufgrund ihrer Erziehung und dem gefährlichen Mythos, Frauen seien besonders gute Multitasker, häufiger viele Dinge parallel zu erledigen - wodurch sich diese Frauen dann auch deutlich gestresst fühlen, was langfristig krank machen kann. 



Ständige Multitasker können sich schlecht konzentrieren

Die Studienlage zeigt, dass ausgerechnet ständige Multitasker oft besonders schlecht im Multitasking sind. Wer ständig Multitasking macht, tut das nämlich nicht, weil er besonders gut darin ist, sondern weil er sich schlecht auf eine Sache konzentrieren kann und einfach abzulenken ist. Menschen mit einer überdurchschnittlich guten Veranlagung zum Multitasking tun dies am wenigsten sondern neigen eher dazu sich nur auf eine Sache zu konzentrieren, weil sie auch das am besten können. 



Sprachliches Denken - räumliches Denken

Es gibt eine Untersuchung, die gerne so ausgelegt wird, das immerhin jüngere Frauen etwas besser im Multitasking sind als Männer. Man ließ Probandinnen und Probanden auf einem Laufband laufen und stellte ihnen dabei Aufgaben, die das Sprachzentrum in Anspruch nehmen. Dabei zeigte sich, dass die Pendelbewegungen der Arme sowohl bei den Männern als auch bei nicht mehr so jungen Frauen unsymmetrisch wurden, bei den jungen Frauen jedoch nicht. 

Im Gegenzug kommen Männer nachweislich besser mit Tätigkeiten zurecht, bei denen es um räumliches Denken geht. Die Untersuchung beweist also nicht, dass jüngere Frauen grundsätzlich einen leichten Vorteil beim Multitasking haben, sondern, dass der Mensch an sich (egal welchen Geschlechts) multitaskingfähiger ist, wenn er eine Sache bereits gut kann (wie bereits weiter oben in den Beispielen "heimische Küche" und "Flugzeugcockpit" beschrieben). 


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Hinweis:

Es ist möglich, dass sich einige Menschen von den hier aufgeführten Fakten nicht überzeugen lassen wollen. Hat ein Mensch einmal eine vorgefasste Meinung, will er oftmals darauf beharren, selbst wenn er überzeugende Gegenargumente wie zum Beispiel objektive Studien erfährt. Wenn jemand aus vermeintlich eigener Erfahrung (oder weil er es oft genug gelesen oder gehört hat) glaubt, dass "magische Steine" Krankheiten heilen können, lässt er sich auch nicht durch wissenschaftliche Gegenbeweise davon abbringen.

Ein gutes Beispiel dafür ist die Krankenschwester (oder Arzt/Ärztin), die 100 Blutentnahmen machen kann, bei denen die Männer keinen Piep von sich geben. Sagt aber nur einer "autsch", schimpft sie reflexartig über die Wehleidigkeit der Männer, so, wie sie es durch gewisse Meinungstrends (Male Bashing) gelernt hat. Das Prinzip wehleidiger Mann prägt sich dadurch in ihrem Gedächtnis ein und wird so zu einer Überzeugung, die, so glaubt sie, durch vermeintlich eigene Erfahrung entstanden ist (Wahrnehmungsfehler durch Stereotype). In der Psychologie spricht man in solchen Fällen von einem Beurteilungsfehler dessen Entstehung auch durch gewisse populäre Meinungstrends begünstigt wird, die oft durch die Medien (Male Bashing) in die Köpfe getragen werden. Frauen, die "autsch" sagen, toleriert die Krankenschwester hingegen einfach. Frauen, die keine Miene verziehen, sind ihr zusätzlich jedes Mal eine Bestätigung, dass Frauen unempfindlicher sind als Männer. Das Ganze spielt sich wie so vieles unbewusst ab.

Tatsächlich zeigen Studien, dass Frauen häufiger als Männer unter Spritzenangst leiden (Injektionen, Blutentnahmen etc.) und auch schneller "autsch" sagen (siehe Ergebnisse der Schmerzforschung im Kapitel Schmerzforschung). Auch unter Blutphobie (Übelkeit bis Ohnmacht beim Anblick von Blut) leiden Frauen häufiger sowie allgemein häufiger unter Angststörungen. Allerdings werden Angst- und Schmerzäußerungen der Männer stärker bewertet und wahrgenommen, weil wir dem weniger Toleranz entgegenbringen.