10. HERZINFARKT - Der Herzinfarkt ist keine typische Männerkrankheit
Richtigstellung falscher Meinungstrends im Gender-Zeitalter
Kapitelübersicht:
1. FRAUENFEINDLICH - MÄNNERFEINDLICH
2. SCHMERZFORSCHUNG - Meinungstrend empfindliche Männer widerlegt
3. MÄNNERGRIPPE - Meinungstrend wehleidige Männer widerlegt
4. MULTITASKING - Meinungstrend männliche Multitasking-Krüppel widerlegt
5. INTUITION - Männer schneiden im Test besser ab
6. Y-CHROMOSOM - Das Y-Chromosom ist nicht einfach nur ein verkümmertes X-Chromosom
7. LEBENSERWARTUNG - Geschlechter haben biologisch eine gleich hohe Lebenserwartung
8. SUIZIDALITÄT - Männer sind nicht labiler als Frauen
9. HIRNFORSCHUNG - Das weibliche Gehirn ist nicht besser vernetzt
10. HERZINFARKT - Der Herzinfarkt ist keine typische Männerkrankheit
VERSCHIEDENES
HERZINFARKT - Der Herzinfarkt ist keine typische Männerkrankheit
Kurz zusammengefasst:
Die Herzinfarkt-Unterschiede zwischen den Geschlechtern sind gar nicht so groß wie oft angenommen.
Das kleinere weibliche Herz ist störanfälliger.
Verlinkte Quellen am Ende des Kapitels
Das Vorurteil
Wie singt Herbert Grönemeyer so schön: "Männer kriegen ´nen Herzinfarkt!" Er besingt damit die landläufige Meinung, dass ein Herzinfarkt eine typisch männliche Erkrankung ist. Oft ist damit der Irrglaube verbunden, Männer hätten ein schwaches Herz und seien daher anfälliger.
Das weibliche Herz ist störanfälliger
Tatsache ist aber, dass das kleinere weibliche Herz störanfälliger ist. Beispielsweise steigern Diabetes und Bluthochdruck das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Frauen stärker als bei Männern. So sterben die meisten Frauen nicht an Brustkrebs, wie viele glauben, sondern ebenso wie die meisten Männer, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Auch gehen Herzrhythmusstörungen bei Frauen schneller in einen Herzstillstand über.
Männer leben ungesünder
Im Vergleich zu Frauen haben Männer im Schnitt einen ungesünderen Lebensstil, was sich auch auf das Herz-Kreislauf-System auswirkt. Wenn Männer vorzeitig an Herz-Kreislauf-Erkrankungen versterben, liegt das nicht an einer schlechteren Genetik, wie manche vermuten, sondern am ungesunden Lebensstil. (Vgl. Kapitel "Lebenserwartung")
Ein Herzinfarkt wird bei Frauen seltener vermutet
Durchschnittlich kommen Frauen nach Beginn der ersten Herzinfarkt-Symptome rund zweieinhalb Stunden später ins Krankenhaus als Männer. Das liegt zum Teil an dem gefährlichen Irrglauben der Herzinfarkt sei reine Männersache. Andererseits haben manche Frauen sogenannte untypische Symptome wie Atemnot, Bauchschmerzen oder Erschöpfungszustände. Die typischen Brustschmerzen bleiben in solchen Fällen aus. Ein Herzinfarkt wird daher in der Regel schlichtweg einfach nicht vermutet.
Untypische Herzinfarkt-Symptome sind nicht weiblich
Dennoch sind die Unterschiede zwischen den Geschlechtern gar nicht so groß wie oft angenommen wird, sagt Vera Regitz-Zagrosek, Kardiologin am Zentrum für Geschlechterforschung in der Medizin an der Berliner Charité. Nur etwa ein Drittel der Frauen, die einen Herzinfarkt haben, leiden an untypischen Symptomen - ein Viertel der Männer ebenfalls.
Die Erkenntnisse über das störanfälligere weibliche Herz decken sich auch mit den Forschungsergebnissen über die Lebenserwartung, die bei den Männern genetisch nicht geringer ist als die der Frauen (siehe Kapitel "Lebenserwartung").